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Forschungsprojekt ::
Pithekoussai. Werkstattstrukturen und Metallverarbeitung in der frühesten griechischen Kolonie im Westen

Projektbeschreibung

Die wissenschaftliche Bedeutung des Fundplatzes, der im Rahmen des Projektes von 2016 bis 2018 untersucht wurde, stand insofern von vornherein außer Frage, als Pithekoussai auf der Insel Ischia im Golf von Neapel die erste griechische, von Eretria und Chalkis auf Euboia ausgehende Ansiedlung im westlichen Mittelmeerraum und neben Kyme die nördlichste an der italischen Küste war. Damit steht sie seit langem im Zentrum vielfältiger Forschungsdiskussionen über die Gründe, Formen und Auswirkungen der sogenannten Westgriechischen Kolonisation seit dem 8. Jh. v. Chr. Das Grabungsareal liegt in einem ehemaligen Park neben dem Museo Archeologico di Pithecusae in der Villa Arbusto in der Gemeinde Lacco Ameno. In diesem Gelände waren in den 1990er Jahren anlässlich eines geplanten, aber letztlich nicht umgesetzten Kongresszentrums bei Sondagen geometrische Keramik und Maueroberkanten erfasst worden. Die Grabungen konnten hier aufgenommen werden, da das betreffende Gelände sich in öffentlichem Besitz befindet. Es ist eine nach Norden abfallende, ca. 3000 m2 große Terrasse, die abgesehen von einzelnen Parkmauern und einem (inzwischen abgerissenen) Gewächshaus keine moderne Überbauung aufweist. Ausschlaggebend waren vor allem topographische Erwägungen, denn das Areal liegt gegenüber dem Monte Vico, auf dem sich die Akropolis der Siedlung und wohl ein Heiligtum befand, und oberhalb der von Giorgio Buchner eingehend untersuchten, ausgedehnten Nekropole von Pithekoussai im Tal San Montano. Zudem wurde oberhalb, etwas weiter südlich in der località Mazzola an den Hängen der Collina Mezzavina Anfang der 1970er Jahre ein Quartier mit Häusern und Höfen freigelegt, dass als „suburbanes“ Werkstattquartier angesprochen wurde.
Wegen der Nähe zu diesem sog. Werkstattquartier bestand im Vorfeld die Vermutung, dass im Umfeld weitere Produktionsstätten zutage treten könnte, speziell solche der Metallverarbeitung. Daraus ergab sich eine Reihe von Fragestellungen zur Organisation und Funktion solcher frühen Werkstätten. Metallverarbeitung konnte bisher nicht beobachtet werden. Nichtsdestoweniger liefern die dokumentierten Befunde und Funde, die von der Bronzezeit bis in die erste Hälfte des 6. Jh. v. Chr. zu datieren sind, wichtige Hinweise auf die Besiedlung der Insel. Die geometrische bis archaische lokale und importierte griechische Keramik lässt sich in Hinblick auf die Präsenz und den Interaktionsraum griechischer Siedler auswerten. Sie können unmittelbar in Beziehung gesetzt werden zu den bekannten Fundplätzen auf der Insel, aber auch zu Kyme auf dem Festland. In den untersten Schichten trat auch indigene Impastokeramik der Bronze- und Eisenzeit zu Tage, die in Relation zu den Funden im benachbarten Casamicchiola und in Kampanien ausgewertet werden kann. Die Terrassierung, die Mauerwerkstechnik, die Dachziegel, das Fundspektrum und das Zerstörungslevel des 6. Jh. v. Chr. liefern wichtige Informationen für Bautechnik und Siedlungsstruktur und -entwicklung in spätgeometrischer und archaischer Zeit.

Angaben zum Forschungsprojekt

Beginn des Projekts:2017
Ende des Projekts:2021
Projektstatus:abgeschlossen
Projektleitung:Burkhardt, Prof. Dr. Nadin
Lehrstuhl/Institution:
Finanzierung des Projekts:Nicht begutachtete Drittmittel
Geldgeber:Fritz Thyssen Stiftung für Wissenschaftsförderung
Projektpartner:
  • Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Halle (Saale)
Themengebiete:L Volkskunde; Klassische Archäologie; Kunstgeschichte; Musik
L Volkskunde; Klassische Archäologie; Kunstgeschichte; Musik > LF Klassische Archäologie - Topographie und Grabungspublikationen; Museen - Sammlungen - Ausstellungen
Projekttyp:Grundlagenforschung
Webseite:https://www.ku.de/slf/klassische-archaeologie/fors...
Projekt-ID:3236
Eingestellt am: 08. Sep 2022 10:48
Letzte Änderung: 09. Sep 2022 03:15
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