Projektbeschreibung
Die mit gesellschaftlichen Transformationsprozessen verbundenen Erfahrungen von Unsicherheit werden nicht selten durch erhöhte Aggressivität kompensiert. Diese Beobachtung trifft nicht nur für die Gegenwart zu, sondern auch für das 16. Jahrhundert, das mit der Reformation einen Transformationsprozess par excellence aufweist. Die teils sehr derben Beleidigungen und Herabsetzungen, die für heutige Leser oft peinlich wirken, sind jedoch als eigene soziale Praxis zu verstehen, die einer eigenen Logik folgt und klare soziale Funktionen zu erfüllen hat. Im Workshop sollen sowohl das kulturwissen-schaftliche Konzept der Invektivität, das im Dresdner SFB 1285 entwickelt wurde, als auch konkrete Beispiele diskutiert werden. Im Fokus stehen dabei exemplarische Schriften, die gegen Martin Luther und die Reformatoren gerichtet waren, insbesondere von Thomas Murner, Johannes Cochlaeus, Kilian Leib und Ambrosius Catharinus Politi. Das Quellencorpus des Workshops soll um weitere Texte und Bildquellen erweitert werden, auch mit Blick auf humanistische Kontroversen sowie die Reformation in anderen Ländern Europas (besonders Italien und England).
Angaben zum Forschungsprojekt
Letzte Änderung: 12. Nov 2023 15:32
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