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Forschungsprojekt ::
Adressat und Adressant: Kommunikationsstrategien im antiken Brief. Interdisziplinäre altertumswissenschaftliche Tagung

Projektbeschreibung

In der Antike diente der Brief nicht nur dem Austausch von Informationen, sondern er erfüllte darüber hinaus eine Vielzahl weiterer kommunikativer Funktionen, die ihn inhalt-lich wie stilistisch zu einer äußerst komplexen Gattung machten. Reflex dieses Befundes ist eine schon früh entstandene Brieftheorie, die ihren Niederschlag in Briefen selbst, aber auch in einigen Traktaten fand. In dieser wurde der Brief einmal als ‚Gespräch unter Ab-wesenden‘ oder als ‚halbierter Dialog‘ bezeichnet; andererseits wurde ihm die Fähigkeit zuerkannt, ‚Spiegel der Seele‘ zu sein oder Präsenz zwischen den Briefpartnern herzustellen, welche deren räumliche Trennung nachgerade aufzuheben vermochte. Zu diesen in der Theorie genannten Aspekten treten noch vielfältige Formen der Selbstrepräsentation, die häufig bereits ein über den primären Adressaten hinausgehendes breiteres Publikum im Blick hatten.

Diese hier nur angedeuteten vielfältigen kommunikativen Möglichkeiten des antiken Briefes möchte die beantragte Tagung näher untersuchen, wobei das zeitliche Spektrum über die ganze griechische und römische Antike bis an die Grenze zum Frühmittelalter reichen soll. Im Zentrum der Untersuchung sollen dabei die grundlegenden Konstituenten eines Briefes, nämlich ‚Adressant‘ bzw. Absender und ‚Adressat‘ stehen. Gefragt werden soll nach dem Verhältnis von Personenkonstellation, Kontext und Kommunikationsstruktur eines Briefes, aber auch wie sich die verschiedenen im antiken Brief zu greifenden kom-munikativen Strategien in der textinternen Modellierung von Adressant und Adressat nie-derschlagen. Zu berücksichtigen ist in diesem Zusammenhang, dass möglicherweise nicht nur der direkt im Formular genannte Briefempfänger Ziel der Korrespondenz ist, sondern ein über diesen hinausgehendes Publikum, das somit als ‚Adressat auf zweiter Ebene‘ fungiert. Solche in der Regel implizite Ausdehnung des Empfängerradius erweitert neben dem Funktionsspektrum des Briefes im allgemeinen auch die Gestaltungsoptionen der briefinternen Sprecherinstanzen, zu denen unter anderem die schon angesprochene Selbstdarstellung des Adressaten gegenüber einem größeren Publikum gehört. Die Frage nach der Literarizität von Briefen schließt sich unmittelbar an diesen Aspekt der antiken Briefkultur an.

Die Tagung war interdisziplinär ausgerichtet, indem sie Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus allen altertumswissenschaftlichen Disziplinen (v. a. aus der Klassischen Philologie, der Alten Geschichte, der Neutestamentlichen Theologie und der Patrologie) zum fachlichen Austausch zusammenführte.

Angaben zum Forschungsprojekt

Beginn des Projekts:1. Juni 2016
Ende des Projekts:3. Juni 2016
Projektstatus:abgeschlossen
Projektleitung:Müller, Prof. Dr. Gernot Michael
Beteiligte Personen:Retsch, Sabine
Schenk, Johanna
Lehrstuhl/Institution:
Finanzierung des Projekts:Nicht begutachtete Drittmittel
Geldgeber:
  • Pädagogische Stiftung Cassianeum
  • Stiftung KU Eichstätt-Ingolstadt (PROFOR)
Schlagwörter:Epistolographie der Antike, Literaturtheorie, Kulturgeschichte der Antike, Frühchristliche Literatur
Themengebiete:B Theologie und Religionswissenschaften, Religionspädagogik > BC Bibelwissenschaft
B Theologie und Religionswissenschaften, Religionspädagogik > BO Patrologie und Kirchengeschichte
F Klassische Philologie; Byzantinistik; Neugriechische Philologie > FE Griechische Literaturwissenschaft und -geschichte
F Klassische Philologie; Byzantinistik; Neugriechische Philologie > FT Lateinische Literaturwissenschaft und Literaturgeschichte des Lateinischen
Projekttyp:Grundlagenforschung
Projekt-ID:2509
Eingestellt am: 27. Aug 2018 15:27
Letzte Änderung: 27. Aug 2018 15:27
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