Projektbeschreibung
Die Epistolographie gehört zu den produktivsten literarischen Gattungen der lateinischen Spätantike und stellt gleichzeitig eines der wichtigsten Quellenkorpora für den historischen Wandel dar, der sich seit dem 4. Jahrhundert auf dem Boden des weströmischen Reichs vollzog. Somit bildet sie für die literaturwissenschaftliche wie für die althistorische Forschung einen gleichermaßen attraktiven Forschungsgegenstand. In Verbindung der beiden Forschungsstränge gewährt sie zudem einen kulturgeschichtlichen Zugang zur Epoche der Spätantike auf dem Gebiet des weströmischen Reichs, weil sich in der Epistolographie der Zeit politische, religiöse und allgemein kulturelle Inhalte mit traditionellen epistolaren Strategien der Identitätsbildung und der Selbstmodellierung verbinden. Daneben treten in ihr Römer mit Barbaren in Kontakt und verhandeln über die Grundlage ihrer wechselseitigen Kommunikation. Die Tagung setzt sich zum Ziel, einen Überblick über die lateinische Epistolographie der Spätantike zu erarbeiten. Dabei geht es ihr zum einen darum, die bisherigen unabhängig voneinander erzielten Forschungsergebnisse zusammenzuführen und für eine integrierende kulturgeschichtliche Analyse der spätantiken lateinischen Briefliteratur fruchtbar zu machen. Konkret soll aufgezeigt werden, wie die unterschiedlichen in ihr behandelten Themenfelder in den verschiedenen Briefkorpora und bei den diversen Autoren miteinander interagieren, welche kulturgeschichtlichen Konsequenzen sich daraus jeweils ergeben sowie welche Veränderungen sich im Laufe der Epoche zeigen. Damit legt die Tagung auch eine diachronische Perspektive auf ihren Gegenstand an, der es nicht nur darum geht, gattungsgeschichtliche Veränderungen aufzuzeigen, sondern darüber hinaus und vor allem nachzuvollziehen, wie sich die in Briefen greifbaren Inhalte und Themen, die Korrespondenznetze und deren räumliche Ausdehnung sowie schließlich die Modi der Selbstbeschreibung und insgesamt die identitären Strategien ihrer Autoren im Angesicht des kulturellen Wandels zwischen dem 4. und dem 7. Jahrhundert verändern. Schließlich sollen als Ausblick auch frühmittelalterliche Briefsammlungen zur Sprache kommen, um die Frage nach den Kontinuitäten antiker kultureller Praktiken über die Epochengrenze zwischen Antike und Mittelalter hinaus stellen zu können, bzw. letztere selbst aus der Perspektive einer ebenso alltagskommunikativen wie literarischen Gattungen einmal mehr zu hinterfragen. Anliegen der Tagung ist es somit einen Beitrag zu einer kulturgeschichtlich orientierten Gattungsgeschichte des inhaltlich wie literarisch komplexen Phänomens Briefliteratur in der lateinischen Spätantike zu leisten.
Angaben zum Forschungsprojekt
Beginn des Projekts: | 5. Juni 2013 |
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Ende des Projekts: | 8. Juni 2013 |
Projektstatus: | abgeschlossen |
Projektleitung: | Müller, Prof. Dr. Gernot Michael |
Lehrstuhl/Institution: |
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Finanzierung des Projekts: | Begutachtete Drittmittel |
Geldgeber: | Gerda Henkel Stiftung |
Schlagwörter: | Briefliteratur, Kulturgeschichte der Spätantike, historische Anthropologie |
Themengebiete: | F Klassische Philologie; Byzantinistik; Neugriechische Philologie > FT Lateinische Literaturwissenschaft und Literaturgeschichte des Lateinischen
F Klassische Philologie; Byzantinistik; Neugriechische Philologie > FU Mittellateinische Literaturwissenschaft und Literaturgeschichte N Geschichte > NG Alte Geschichte N Geschichte > NM Geschichte des Mittelalters |
Projekttyp: | Tagung, Konferenz, etc. |
Webseite: | http://www.ku.de/slf/philologie/personen/professur... |
Projekt-ID: | 1497 |
Letzte Änderung: 26. Jun 2013 09:51
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