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Forschungsprojekt ::
Galaterbrief: Identitätskonstruktionen im Kontext frühjüdisch-frühchristlicher Geschichte

Projektbeschreibung

Gegenstand der Forschung ist die Frage der Konstruktion kollektiver Identität in frühchristlichen Gemeinden, exemplarisch aufgezeigt am Beispiel des Galaterbriefs. Dies ist zugleich ein Beitrag zu aktuellen Debatten zum Spannungsverhältnis zwischen kollektiver Identitätsbildung und Religion.

Der Galaterbrief fällt in eine Zeit des gesellschaftlichen und kulturellen Wandels in den römischen Provinzen Kleinasiens und Griechenlands. Die römische Herrschaft führt seit der frühen Kaiserzeit zu einer zunehmenden politischen und gesellschaftlichen Stabilisierung, was die lokalen Eliten zu vermehrten Investitionen u. a. in den Ausbau der Städte und der Infrastruktur bringt, so dass in verschiedenen Regionen ein beachtlicher wirtschaftlicher Aufschwung zu beobachten ist. Sowohl an den monumentalen Bauprojekten, als auch in den »weichen« kulturellen Faktoren ist eine Transformation des regionalen und/oder städtischen Selbstverständnisses und eine Neudefinition kollektiver Identität zu beobachten, die wesentlich über die Übernahme und Aneignung römischer Perspektiven funktioniert.

Vor dem Hintergrund dieser sich wandelnden Gesellschaften ist das Entstehen der neuen christlichen Gemeinschaften und die Frage der Konstruktion der kollektiven Identität dieser Gemeinschaften von einiger Brisanz. Zu beobachten ist das programmatische Überschreiten sowohl von gesellschaftlich konstitutiven Hierarchien, als auch von kulturell, ethnisch und religiös bestimmten Grenzen. Dies scheint mit dem theologischen Zentrum der paulinischen Botschaft zu tun zu haben und zugleich ein wesentlicher Faktor des Erfolgs und der Überlebensfähigkeit dieser neuen christlichen Gemeinschaften – die sich keineswegs aus den städtischen Eliten formierten – zu sein.

In der geplanten Monographie sollen einerseits die neuen Forschungsergebnisse römischer Provinzialgeschichte aufgenommen und differenziert auf den Galaterbrief angewandt werden. Der Galaterbrief und die in ihm zu beobachtenden Weisen der Konstruktion kollektiver Identität sollen dezidiert in den Transformationsprozessen des ersten Jahrhunderts situiert werden. Zur Analyse der Codierung dieser kollektiven Identität steht ein soziologisches Modell zur Verfügung, das auf den Galaterbrief angewandt wird. Die Ergebnisse dieser Studie versprechen zunächst Aufschlüsse über die Entstehung und Fomierung der ersten christlichen Gemeinden in den Umbruchprozessen des ersten Jahrhunderts. Sodann ist von diesen Forschungen ein Beitrag der seit einigen Jahren heftig geführten Debatte um die New Perspective on Paul zu erwarten, in der es um eine Neubewertung paulinischer Positionen innerhalb des Horizontes innerjüdischer Debatten des ersten Jahrhunderts geht. Schließlich sind die zu erwartenden Ergebnisse über die Codierungsweisen kollektiver Identität von erheblicher Bedeutung für die (Neu-)Konstruktionen christlicher und/oder kirchlicher Identitäten in den zu beobachtenden gesellschaftlichen Veränderungsprozessen des 21. Jahrhunderts.

Angaben zum Forschungsprojekt

Beginn des Projekts:1. Oktober 2009
Projektstatus:abgeschlossen
Projektleitung:Bieberstein, Prof. Dr. Sabine
Lehrstuhl/Institution:
Finanzierung des Projekts:Aus Lehrstuhletat (intern)
Themengebiete:B Theologie und Religionswissenschaften, Religionspädagogik > BC Bibelwissenschaft
Projekttyp:Grundlagenforschung
Projekt-ID:652
Eingestellt am: 30. Dez 2009 16:00
Letzte Änderung: 12. Jan 2024 11:04
URL zu dieser Anzeige: https://fordoc.ku.de/id/eprint/652/
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