Forschungsprojekt ::

Inszenierungen von Adoleszenz und Bildung in den Filmen der Nouvelle Vague

Projektbeschreibung

Die Nouvelle Vague revolutionierte zwischen 1959 und 1975 die kinematographische Sprache wie kaum eine andere Epoche des europäischen Filmes. Im thematischen Fokus stehen seit Truffauts wegweisendem Debut Les quatre cents coups (Sie küssten und sie schlugen ihn, 1959) vielschichtige Auseinandersetzungen mit dem Zusammenhang von Adoleszenz und Bildung. In der umfangreichen Forschung wurde dieser inhaltliche Schwerpunkt trotz seiner auffälligen Rekurrenz bislang kaum systematisch untersucht – zu sehr standen die formalen und filmtechnischen Innovationen der Nouvelle Vague im Vordergrund des Interesses. Das Projekt will diese Lücke schließen. Es wird die Interpretationen von Adoleszenz, Bildung und Persönlichkeitsentwicklung bei François Truffaut, Louis Malle, Eric Rohmer und anderen erstmals einer Reihe exemplarischer Analysen unterziehen. Das Spektrum der filmischen Sujets umfasst dabei Jugendschicksale in den Familien- und Bildungsstrukturen zu Beginn der fünften Republik, pädagogische und psychologische Konflikte in Schulen, Internaten und Besserungsanstalten, Initiationsgeschichten, Adoleszenzdramen unter den historischen Bedingungen des Exils, der Besatzung und des Widerstandes, nicht zuletzt die Neudeutung des Wolfsjungen-Stoffes als visuelles und narratives Bildungsexperiment. Insgesamt soll die Gesamtschau der Einzelanalysen auf inhaltlicher und mediengeschichtlicher Ebene eine Reihe neuer Erkenntnisse zeitigen: einmal durch verschiedene Kontextualisierungen werkimmanenter Strukturen, sodann durch Analysen der besonderen Dialektik von psychologischer Authentizität und innovativer Filmästhetik, schließlich mit der Sondierung (hoch-) schuldidaktischer Einsatzmöglichkeiten herausragender Einzelwerke.