Projektbeschreibung
Das Projekt nimmt lateinamerikanische Raum- und Zeitkonstruktionen zwischen 1750 bis 1950 unter dem Aspekt der Herausbildung einer multiplen Moderne in den Blick. Dazu ist eine enge Zusammenarbeit zwischen Hispanisten und Historikern in kultur- und medienwissenschaftlicher Perspektive geplant, die einen neuen Zugang zur lateinamerikanischen Moderne eröffnen soll. Mit theoretischen Paradigmen wie der Dependenztheorie, der Annales-Schule oder den Postcolonial Studies wurde diese Epoche bereits in wichtigen Aspekten beschrieben, aber gerade in ihrer Vielgestaltigkeit und Heterogenität noch nicht hinreichend differenziert erschlossen.
Dabei gilt insgesamt die Leitthese, dass sich historische Räume und Zeiten an den Schnittstellen kultureller, d.h. medialer, politisch-ökonomischer und ästhetischer Praktiken herausbilden. In diesem Sinne widmen sich die Teilprojekte der Konstitution lateinamerikanischer Räume und Zeiten durch neue Kommunikations- und Transportmedien (Post, Eisenbahn, Telegrafie, Automobil, Rundfunk), durch politisch-wirtschaftliche Dispositive (Unabhängigkeits¬bewegungen und -theorien, föderalistische und zentralistische Ordnungskonzepte) sowie durch das Modellierungspotential literarischer Gattungen und Traditionen (Pikareske, Realismus / Naturalismus, Modernismus).
Begreift man vor diesem Hintergrund die Moderne mit Samuel Eisenstadt als multiples und offenes Kulturprogramm, dann können die Teilprojekte der Forschergruppe Bausteine zum übergreifenden Verständnis einer Epoche bilden, die sich gerade in Lateinamerika aufgrund der langen nachkolonialen Geschichte und der ausgeprägten kulturellen Heterogenität besonders komplex und widersprüchlich gestaltet.
Das Erkenntnisinteresse der Forschergruppe ist somit ein doppeltes. Die Teilprojekte unter¬suchen in konkreten Fallstudien die Genese lateinamerikanischer Raum- und Zeit¬konstruktionen von 1750 bis 1950 aus dem Konstitutionsgrund kultureller Praktiken. Ihre Zusammenschau steht dann im Zeichen der übergreifenden Fragestellung, wie sich diese Konstruktionen zu Symptomen einer multiplen und diskontinuierlich verlaufenden Moderne fügen. Sie kündigt sich bereits an mit dem Aufbrechen der kolonialen Ordnungsgefüge im späten 18. Jahrhundert. Im Zuge der Unabhängigkeiten setzt dann die widersprüchliche Dia¬lektik von Autonomieansprüchen und Globalisierungsschüben ein. Sie verleiht, wie die Teil¬projekte auch im Einzelnen zeigen, der komplexen Dynamik des Modernisierungsprozesses bis zur ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts immer neue spannungsvolle Ausprägungen.
Angaben zum Forschungsprojekt
Beginn des Projekts: | Oktober 2012 |
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Ende des Projekts: | Oktober 2015 |
Projektstatus: | abgeschlossen |
Projektleitung: | Wehr, Prof. Dr. Christian |
Lehrstuhl/Institution: |
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Finanzierung des Projekts: | Nicht begutachtete Drittmittel |
Themengebiete: | I Romanistik
I Romanistik > IQ Lateinamerikanische Literaturen, einschl. Brasilien |
Projekttyp: | Grundlagenforschung |
Projekt-ID: | 335 |
Letzte Änderung: 11. Nov 2015 11:44
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