Projektbeschreibung
Die philosophischen Dialoge Ciceros können nicht annähernd als ausreichend erforscht gelten. Dies betrifft insbesondere das Verhältnis von philosophischer Argumentation und literarischer Gesprächsinszenierung. Das Projekt geht von der These aus, dass Ciceros Dialoge entgegen abwertender Tendenzen der älteren Forschung innovative Weiterentwicklungen ihrer griechischen Vorbilder (v. a. Platon und Aristoteles) darstellen. Dies bezieht sich vorrangig auf die für literarische Dialoge konstitutive kommunikative Interaktion, in der Cicero regelmäßig realiter existierende Vertreter der politischen Elite Roms in informellem Rahmen über Philosophie, aber auch über deren Nutzen für die römische Gesellschaft diskutieren lässt. Ciceros Dialoge dienen also nicht nur dazu, die griechische Philosophie in lateinischer Sprache in Rom bekannt zu machen, sondern sie entwerfen komplementär dazu auch das ideale Umfeld von deren Rezeption sowie die dafür intendierten Träger, die er im Kreise der römischen Oberschicht ansiedelt. Ziel des Projekts ist es herauszuarbeiten, dass genau hierin die von Cicero behauptete, in der Forschung aber noch nicht abschließend geklärte politische Funktion seiner philosophischen Dialoge zu suchen ist. Es soll gezeigt werden, dass Cicero in diesen der politischen Elite Roms die Beschäftigung mit Philosophie als Lösung anempfiehlt, um die Krise der römischen Republik zu überwinden. Diese Empfehlung zielt nicht nur auf das reine Studium, sondern auch auf das Einüben einer Kultur des kritischen Gesprächs, um den sich zunehmend radikalisierenden politischen Diskurs der späten Republik zu reformieren. Dabei zeigt gerade Ciceros kritische Haltung gegenüber einer Vermittlung von Philosophie in der Schule, dass es ihm gerade nicht um die Etablierung institutionalisierten Unterrichts geht, sondern um individuelle Reflexion, mithin um einen persönlichen Bildungsprozess vor dem Hintergrund der je eigenen Verantwortung für das Gemeinwesen.
Angaben zum Forschungsprojekt
Beginn des Projekts: | 1. November 2012 |
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Ende des Projekts: | 31. Oktober 2015 |
Projektstatus: | abgeschlossen |
Projektleitung: | Müller, Prof. Dr. Gernot Michael |
Beteiligte Personen: | Sedlmeyr M.A., Johannes Ginestí Rosell, Dr. Anna |
Lehrstuhl/Institution: |
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Finanzierung des Projekts: | Begutachtete Drittmittel |
Geldgeber: | Graduiertenkolleg "Persönlichkeitsbildung im Spannungsfeld von Individuum und Institution" |
Schlagwörter: | Antike Philosophie; Ciceros philosophische Schriften; literarischer Dialog; Kulturgeschichte der späten Republik in Rom |
Themengebiete: | C Philosophie; Psychologie > CD Geschichte der Philosophie
F Klassische Philologie; Byzantinistik; Neugriechische Philologie > FT Lateinische Literaturwissenschaft und Literaturgeschichte des Lateinischen N Geschichte > NG Alte Geschichte |
Projekttyp: | Grundlagenforschung |
Webseite: | http://www.ku.de/slf/philologie/personen/professur... |
Projekt-ID: | 1874 |
Letzte Änderung: 11. Nov 2015 11:45
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