Daten exportieren

 

Forschungsprojekt ::
Geschichte des Landjudentums in Mittelfranken

Projektbeschreibung

Franken gehört neben Schwaben, den Rheinlanden und dem Elsass zu den zentralen Siedlungslandschaften des Landjudentums in der Frühen Neuzeit. Nachdem sich die Forschungen zur jüdischen Geschichte lange Zeit fast ausschließlich auf die mittelalterlichen Gemeinden und die Assimilationsphase sowie die Zeit des Nationalsozialismus konzentriert haben, rückt mittlerweile zunehmend die frühneuzeitliche Phase in den Blickpunkt des Interesses. Obwohl sich jüdische Geschichte keineswegs parallel zur nichtjüdischen Geschichte periodisieren lässt, weisen die drei frühneuzeitlichen Jahrhunderte (1500-1800) doch spezifische epochale Merkmale auf. Darunter wird insbesondere eine zunehmende Verländlichung der Siedlungsstrukturen betont, die von einer hohen Atomisierung und Fluktuationen gekennzeichnet war. Im Zuge des frühneuzeitlichen Staatsbildungsprozesses ging auch der Judenschutz als ein zunächst königlich-städtisches Privileg endgültig an die Landes- bzw. Ortsherren über. Dabei wurden nicht nur die rechtlich-normativen Rahmenbedingungen jüdischer Existenz, die von Fragen der Religionspraxis bis zum Ausmaß des wirtschaftlichen Handlungsspielraums sowie der gemeinderechtlichen Integration reichten, in Form landesherrlicher Schutzbriefe fixiert, sondern auch die grundsätzliche Frage entschieden, an welchem Ort bzw. in welchem Land Juden überhaupt siedeln konnten.
Das Projekt konzentriert sich auf die jüdischen Gemeinden im Raum des heutigen Regierungsbezirks Mittelfrankens und fokussiert dabei v. a. zwei Herrschaftsbereiche, die in der zeitgenössischen Judenpolitik eine herausragende Rolle einnahmen: den Ritterkanton Altmühl sowie die Besitzungen des Deutschordens. Rekonstruiert und analysiert werden dabei v. a. die folgenden Phänomene: 1. die Anpassung der jüdischen Erwerbsweisen an die wirtschaftlichen Bedingungen und Strukturen des ländlichen Umfeldes in Form des Vieh- und Landwarenhandels sowie einer spezifischen Form der Kreditvergabe; 2. die Rahmenbedingungen der Schutzaufnahme in eine Vielzahl von kleinen und kleinsten Herrschaftsräumen, die zu höchst differenzierten Ausformungen der jüdischen Lebensbedingungen führten; 3. die kommunalen Beziehungsebenen, die in einigen Orten zu einer partiellen Einbindung in die dörfliche Nutzungs- und Besitzgenossenschaft führen konnten; 4. die Ausformung regional oder lokal ausgerichteter Gemeindestrukturen; 5. die spezifische religiöse Praxis, die unter den Bedingungen der atomisierten Siedlungsstrukturen und geringer Ressourcen oftmals mit Notbehelfen operieren musste; 6. Konflikte und Kontakte zwischen Juden und Christen unter den sozialen bzw. kulturellen Bedingungen des vormodernen Dorfes.

Angaben zum Forschungsprojekt

Beginn des Projekts:Mai 2010
Projektstatus:laufend
Projektleitung:Ullmann, Prof. Dr. Sabine
Lehrstuhl/Institution:
Finanzierung des Projekts:Begutachtete Drittmittel
Projekttyp:Grundlagenforschung
Projekt-ID:1866
Eingestellt am: 07. Feb 2013 16:20
Letzte Änderung: 15. Jun 2021 03:21
URL zu dieser Anzeige: https://fordoc.ku.de/id/eprint/1866/
Analytics