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Forschungsprojekt ::
"Lateinische Dichtung und volkssprachliche Traditionen in Renaissance und Barock." Interdisziplinäre Sektion auf dem 29. Deutschen Romanistentag.

Projektbeschreibung

Die Tagung hatte zum Ziel, die sich im Antikebezug von Renaissance bis zum Neoklassizismus programmatisch ergebenden Kontaktphänomene zwischen lateinischer Dichtung und volkssprachlicher Lyrik zu untersuchen und dabei die unterschiedlichen Mechanismen dieser Kontaktnahme, die sich keineswegs als harmonische Transformation beschreiben lässt, in den Blick zu nehmen. Es handelt sich vielmehr um ein ständiges Fluktuieren zwischen den Bereichen, teils aber auch um deutliche Abschottungsversuche. In der Renaissance trifft die Revitalisierung antiker Dichtungs-Genera (Elegie, Ode, Heroides etc.) und eine klassische lateinische wie latinisierende Dichtungssprache auf erstarkte volkssprachliche Traditionen des Dichtens und ihrer Genera vom Sonett bis zur Sestine, die mit den linguistischen wie poetologischen Forderungen des neuen Klassizismus nicht ohne weiteres kompatibel waren, was sowohl zu (meist scheiternden, aber darum nicht weniger produktiven) Versuchen der Harmonisierung in der volkssprachlichen Dichtung (etwa in Petrarcas Canzoniere, im z.T. stark auf Ovids Heroides rekurrierenden weiblichen Petrarkismus oder dem Entwurf einer „metrica barbara“) oder zu einer Kopräsenz sich voneinander abgrenzenden lateinischen und volkssprachlichen Dichtens führt: Das 15. und frühe 16. Jahrhundert kennt eine faktische, poetologische wie linguistische Zweisprachigkeit (Poliziano, Castiglione, Sannazaro), die im Laufe des 16. Jahrhunderts von einer Sektorialisierung von „antiken“ und heimischen Diskursen in der Volkssprache abgelöst wird – etwa bei Alamanni oder Ronsard –, wobei eben die beiden Diskursen gemeinsame Volkssprache die Fluktuation von Diskurselementen in beide Richtungen erleicherte. Dass im französischen siècle classique und im Neoklassizismus des 18. Jahrhunderts die lateinischen Genera wie Ode, Elegie etc. die „heimisch-romanischen“ (Sonett, Canzone etc.) wieder weitgehend zurückgedrängt haben, zeigt, wie auch noch nach 1700 Jahren die „poetica franca“ des lateinischen Europa als „fons“ die Ausdifferenzierung der romanischen „undae“ zu begrenzen vermag.

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Text (Tagungsprogramm)
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Angaben zum Forschungsprojekt

Beginn des Projekts:26. September 2005
Ende des Projekts:26. September 2005
Projektstatus:abgeschlossen
Projektleitung:Müller, Prof. Dr. Gernot Michael
Föcking, Prof. Dr. Marc
Lehrstuhl/Institution:
Finanzierung des Projekts:Nicht begutachtete Drittmittel
Themengebiete:F Klassische Philologie; Byzantinistik; Neugriechische Philologie > FV Neulateinische Literaturwissenschaft und Literaturgeschichte
G Germanistik; Niederlandistik; Skandinavistik > GE Deutsche Literatur > Renaissance, Humanismus, Reformation
I Romanistik > IF Französische Literatur im 16. und 17. Jahrhundert
I Romanistik > IS Italienische Sprache und Literatur
Projekttyp:Grundlagenforschung
Projekt-ID:1474
Eingestellt am: 06. Aug 2012 17:51
Letzte Änderung: 28. Aug 2012 12:48
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