Forschungsprojekt ::

Dreifacher Erstspracherwerb – Ansichten und Einsichten

Projektbeschreibung

Das Habilitationsprojekt erforscht den simultanen Erwerb der drei Sprachen Deutsch, Englisch und Persisch bei zwei Kindern, die in einer monolingual deutschen Umgebung aufwachsen. Der Fokus der Untersuchung liegt auf der Interaktion der drei Sprachen auf verschiedenen Ebenen:

a) (nicht-intendierte) Interaktion auf der grammatischen Ebene (sog. cross-linguistic influence), z.B. bei Sätzen wie Ich brauche mix-cough, wo in einen deutschen Matrixsatz ein vom Wortmaterial her englisches Kompositum eingeschoben wird, das aber die persische postspezifizierende Stellung aufweist;

b) (intendierte) Interaktion auf der pragmatischen Ebene (sog. code-switching), etwa wenn nach Wörtern gefragt wird, z.B. in einer Äußerung wie dar (pers. 'Tür, door') weiß ich, aber nicht creak (eng. 'quietschen');

c) Metasprachliche Interaktion in Form eines spezifischen Sprachbewusstseins: Forschungen haben gezeigt, dass es erstens bei mehrsprachigen Kindern durch das Erlernen verschiedener Bezeichnungen für dasselbe Konzept bzw. unterschiedliche Relationen zwischen Bezeichnung und Konzept schon sehr früh zu einer Erkenntnis der Arbitrarität sprachlicher Zeichen kommt.

Die beobachteten Phänomene werden auf allgemeine kognitive Prinzipien wie Ikonizität, Transparenz und Binarität zurückgeführt, die auch in kontaktinduziertem Sprachwandel als wichtige Faktoren gesehen werden. Der mehrfache Erstspracherwerb als Fall von internem Sprachkontakt soll so mit historisch belegten Sprachkontaktsituationen der persischen Sprachgemeinschaft als externem Sprachkontakt in Beziehung gesetzt und dadurch die aktuelle Forschung über individuelle Mehrsprachigkeit einerseits und gesellschaftlichen Sprachkontakt andererseits miteinander vernetzt werden.