Forschungsprojekt ::

Bayerische Kapuzinermissionare in Chile (1896 – 1940). Studien zur historischen Genese einer Hermeneutik des Fremden

Projektbeschreibung

Das Forschungsvorhaben vereint interdisziplinäre Studien zur bayerischen Kapuzinermission, die 1896 im südlichen Chile, der sogenannten Araukanie, zur Evangelisierung der Mapuche-Indianer gegründet wurde. Sie hebt sich durch eine außergewöhnliche wissenschaftliche Produktivität hervor, die auf universitärem Niveau überdisziplinäre Breite mit innovativen Fragestellungen vermittelte: Insbesondere unter den ersten beiden Generationen von Missionaren entstanden etwa bis zum Jahr 1940 wegweisende ethnologische und linguistische Untersuchungen zur Sprache und Kultur der Mapuche. Sie setzten zum Teil heute noch gültige Standards und wurden ergänzt durch eine bislang kaum erschlossene fotografische Dokumentation von hohem ethnografischem Wert.

Um der enormen Breite der missionarischen Forschungen gerecht zu werden, gliedert sich das Vorhaben in drei eigenständig zu bearbeitende, aber komplementäre Teilprojekte. Sie widmen sich jeweils den ethnologischen, sprachwissenschaftlichen sowie fotografischen Studien der Missionare. Ihren gemeinsamen methodologischen und historischen Fluchtpunkt finden sie in einer zentralen wissenschaftsgeschichtlichen These. Sie besagt, dass sich am Ort der araukanischen Mission zwischen 1896 und 1940 eine innovative und überdisziplinäre Hermeneutik des Fremden herausbildet. Aus der Praxis des täglichen Kontaktes mit der indigenen Bevölkerung entwickeln die Missionare zukunftsweisende Verfahren der Konzeptualisierung und Analyse kultureller Alterität, die sich in den Einzelforschungen auf jeweils spezifische Weise konkretisieren.