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Forschungsprojekt ::
Publikationsbeihilfe der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) für die Veröffentlichung der Dissertation „Mensch-Wolf-Beziehungen in den Alpen. Eine mehr-als-menschliche Geographie des Verbundenseins"

Projektbeschreibung

Wölfe kehren in den europäischen Alpenraum zurück. Diese Entwicklung geht in den betroffenen Regionen mit überraschenden Begegnungen zwischen den Lebewesen sowie mit neuen Gegebenheiten in der Land-, Jagd- und Forstwirtschaft einher, die in erster Linie durch den Leib erfahren werden. Die vorliegende Arbeit identifiziert die Koexistenz zwischen Menschen und Wölfen daher als eine leibliche Praxis, aus der die Entitäten konstitutiv hervorgehen. Oder anders formuliert: Wölfe „durchwandern“ den Körper von Menschen, niemand bleibt in den betroffenen Gebieten von den Tieren unberührt, so wie auch umgekehrt die Menschen und deren Spuren und Gerüche durch die Wölfe hindurch pro-zessieren und dieselben verändern. Eine Analyse dieses nonverbalen und insofern schwer greifbaren „Da_zwischens“ von Mensch und Tier ist nicht trivial, da sie eine neue Art der Erforschung und Befra-gung von Beziehungserfahrungen erfordert, für die es bislang weder ausreichend theoretische Perspek-tivierungen noch methodische Zugänge gibt. Sie ist jedoch von Relevanz, denn wie diese Arbeit zeigt, bestimmen leibliche und viszerale Aspekte politische Entscheidungen über Leben und Tod der Tiere. Zudem gehen aus den Verstrickungen zwischen Menschen und Wölfen Mobilitäten und Immobilitäten sowie neue Materialitäten und Territorialisierungen hervor, welche die Dynamik des Lebens in der alpi-nen Kulturlandschaft radikal verändern. Vor diesem Hintergrund baut die Arbeit auf drei miteinander verknüpften Diskussionssträngen auf: Der erste durchleuchtet die Dynamik in Mensch-Wolf-Beziehun-gen aus einem theoretisch-konzeptionellen Blickwinkel und greift dazu auf den klassischen Pragmatis-mus und dessen Transaktionstheorie von John Dewey, den agentiellen Realismus von Karen Barad und ihre Idee der Intraaktion sowie auf die Resonanztheorie von Hartmut Rosa zurück. Am empirischen Beispiel des Schweizer Calandas, wo sich im Jahr 2012 erstmals wieder ein Wolfsrudel etablierte, kön-nen so neue und tiefgehende Einsichten in die leibliche Verbundenheit und Kommunikation zwischen Menschen und Wölfen, in den Zusammenhang zwischen Weltverhältnis und Wolfsakzeptanz sowie in die Konstitution von Grenzziehungen und von Unverhältnismäßigkeiten in der Wolfsdebatte gewährt werden. Der zweite und dritte Diskussionsstrang thematisieren die method(olog)ischen Konsequenzen, die sich aus der Kritik der gewählten Theorien am Anthropozentrismus und der Erforschung multisen-sorischer Dimensionen in Mensch-Tier-Verhältnissen ergeben. Dabei werden zum einen neue metho-dische Zugänge präsentiert und angewandt und zum anderen die Rolle und das Potenzial des Comics für mehr-als-menschliche Narrative exploriert. Die Arbeit lädt ein, das Verhältnis zwischen Menschen und Wölfen bzw. zwischen Menschen und Tieren im Generellen, neu zu denken. Dazu entwickelt sie – abgeleitet aus den Theorien und den empirischen Ergebnissen – eine mehr-als-menschliche Geographie des Verbundenseins, die eine Koexistenz in Aussicht stellt, die nicht auf Entfremdung voneinander, sondern auf Verbindung zueinander basiert. Auf menschlicher Dominanz und Kontrolle basierende Wahrheitskonzepte werden in dieser Vorstellung von Zusammenleben als überholt angesehen. Statt-dessen werden die Unbestimmtheit und die Unverfügbarkeit von Wölfen als wichtige Ressourcen be-trachtet, um Lebendigkeit und Selbstwirksamkeit zu erfahren und um aus dieser Offenheit gegenüber der Mitwelt Kraft für Neues zu schöpfen.

Angaben zum Forschungsprojekt

Beginn des Projekts:April 2024
Ende des Projekts:Dezember 2024
Projektstatus:laufend
Projektleitung:Schröder, Dr. Verena
Lehrstuhl/Institution:
Finanzierung des Projekts:Begutachtete Drittmittel
Geldgeber:Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG)
Themengebiete:R Geographie
Projekttyp:Grundlagenforschung
Link zu Gepris:https://gepris.dfg.de/gepris/projekt/539086673
Fördernummer:539086673
Projekt-ID:3584
Eingestellt am: 17. Apr 2024 07:21
Letzte Änderung: 17. Apr 2024 07:21
URL zu dieser Anzeige: https://fordoc.ku.de/id/eprint/3584/
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