Projektbeschreibung
Eine der beeindruckendsten Eigenschaften menschlicher Sprache ist, dass Sprecher neue grammatische Äußerungen tätigen können, die sie selber so noch nie zuvor gehört haben. Aufgrund dieser Tatsache gehen die meisten Linguisten davon aus, dass die mentalen Grammatiken von Sprechern komplexe Systeme sind, die abstrakter sind als der Input, den Sprecher bekommen. Wie abstrakt die mentalen Repräsentationen von Sprechern allerdings sein müssen, um diese sprachliche Kreativität zu erlauben, ist umstritten. Um dieser Frage nachzugehen, konzentriert sich die vorliegende Studie auf einen bestimmten Konstruktionstyp, den sogenannten englischen Komparativ Korrelativ Konstruktionen:
(1) [the [more]comparative phrase1 you eat,]C1 [the [fatter]comparative phrase2 you’ll get]C2
Die Konstruktion in (1) besteht aus zwei Teilsätzen (C1: the more you eat/C2: the fatter youll get), von denen der zweite C2 als abhängige Variable interpretiert wird, die von der abhängigen Variable C1 abhängt (the more you eat -> the fatter you’ll get). Die Bedeutungsebene der Konstruktion weist sowohl asymmetrische (die konditionale C1->C2 Beziehung) als auch symmetrische Züge auf (die parallele Bedeutungsberechnung innerhalb eines Intervalls, in dem mehr und mehr gegessen (C1), bzw. mehr und mehr Gewicht zugelegt wird (C2)).
Während frühere Studien nur auf Introspektionsdaten bzw. einer geringen Zahl von authentischen Daten basierten, verbindet die geplante Studie experimentelle Zugänge mit Daten aus großen Korpora. Dies ermöglicht es, strukturelle Eigenschaften der Konstruktion zu untersuchen, die bisher kontrovers in der Forschungsliteratur diskutiert wurden. Daneben wird die Studie den Theorierahmen der gebrauchsbasierten Konstruktionsgrammatik mit sogenannten New Englishes Ansätzen verbinden. Dies erlaubt es, folgende Fragen zu beantworten:
(1) Wie sieht die abstrakte mentale Repräsentation der Konstruktion aus?
(2) Finden sich in allen Varietäten identische Repräsentationen oder besitzen Sprecher unterschiedlicher Varietäten unterschiedliche Repräsentationen?
(3) Korreliert die Entwicklungsstufe einer New Englishes Varietät mit bestimmten Komparativ Korrelativ Konstruktionen?
Der Vergleich von Erst- und Zweitsprachvarietäten des Englischen erlaubt so, den Einfluss von Typen- und Tokenfrequenz sowie Prozessierungsstrategien auf die mentale Repräsentation zu untersuchen. Des Weiteren legen das so-genannte Dynamic Model sowie gebrauchsbasierte Konstruktionsgrammatikansätze nahe, dass syntaktische Innovationen in New Englishes nicht auf der abstraktesten syntaktischen Ebene zu finden sind, sondern sich zuerst auf einer mittleren Schemaebene manifestieren.
Das vorliegende Projekt trägt somit zur kognitiven Modellierung der untersuchten syntaktischen Struktur bei. Darüber hinaus wird es wichtige Erkenntnisse für die Kognitive Linguistik und die New Englishes Studien liefern.
Angaben zum Forschungsprojekt
Beginn des Projekts: | 2017 |
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Ende des Projekts: | 2020 |
Projektstatus: | abgeschlossen |
Projektleitung: | Hoffmann, Prof. Dr. Thomas |
Beteiligte Personen: | Brunner, Dr. Thomas |
Lehrstuhl/Institution: |
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Finanzierung des Projekts: | Begutachtete Drittmittel |
Geldgeber: | Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) |
Themengebiete: | H Anglistik; Amerikanistik > HE Englische Sprache - Allgemeines |
Projekttyp: | Grundlagenforschung |
Projekt-ID: | 2496 |
Publikationen
Liste der Veröffentlichungen auf dem Publikationserver KU.edoc der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt-
Hoffmann, Thomas ; Brunner, Thomas ; Horsch, Jakob:
English comparative correlative constructions : a usage-based account.
In: Open linguistics. 6 (2020) 1. - S. 196-215.
ISSN 2300-9969
10.1515/opli-2020-0012
(Peer-Review-Journal)
Letzte Änderung: 01. Jan 2021 20:31
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