Projektbeschreibung
Im Jahre 1710 formulierte der Philosoph Gottfried Wilhelm Leibniz eine grundlegende Frage, welche die Menschheit seit ihrem Anbeginn begleitet hat: Warum gibt es Übel in der Welt? Woher kommt das Böse? Diese Fragestellung, auch als Theodizee-Thematik bekannt, ist bereits seit der Antike ein wesentliches Moment menschlicher Gesellschafts- und Identitätsbildung sowie der metaphysischen Welterklärung gewesen, wie man den vielfältigen Gewandungen der Frage an sich sowie den sehr unterschiedlichen Antworten entnehmen kann. So zeigt ein Blick auf die Ideengeschichte des Bösen, dass dieses „je nach religiösen oder philosophisch-weltanschaulichen Akzentuierungen oder Ausgangspunkten verschieden definiert“ und letztlich „ontologisiert, moralisiert und dämonisiert“ (Häring, 2003: 66) wird. Während das Böse zwar im Kern gleich bleibt, erhält es dennoch ständig neue Gesichter und durchläuft historisch und kulturell bedingte Metamorphosen.
Mit der im 19. Jahrhundert sich verstärkt manifestierenden Säkularisierung kommt es nicht etwa zum „bloßen Schwund“ (Knoblauch, 1991: 18) der Religion, und damit auch der klassischen Metapher des Teufels, wohl aber zur Ablösung der christlichen Welterklärung in ihrer monopolistischen Position (vgl. Luckmann, 1991). Dabei spielen verschiedene Faktoren eine Rolle. Einer davon liegt in den dramatischen gesellschaftlichen Umwälzungen politischer Natur im Europa des 18. Jahrhunderts, welche im 19. Jahrhundert von sozialen Veränderungen im Kontext einer zunehmend industrialisierten Welt gefolgt werden. Diese wird darüber hinaus mehr und mehr wissenschaftlich erklärbar, so dass man sich fragen darf, was in einer solchen säkularisierten Umgebung aus einer an sich philosophisch-religiösen und metaphysischen Größe wie dem Bösen wird. Die Arbeit geht dieser Frage mit Blick auf das England des 19. Jahrhunderts als einem Ort und Zeitraum sich umfassend vollziehender Säkularisierung nach, indem sie Darstellungen des Bösen in englischen Romanen dieses Jahrhunderts vor ihrem zeitgenössischen Hintergrund analysiert und deutet.
Angaben zum Forschungsprojekt
Beginn des Projekts: | 2008 |
---|---|
Projektstatus: | abgeschlossen |
Projektleitung: | Klüsener, Bea |
Lehrstuhl/Institution: |
|
Finanzierung des Projekts: | Aus Lehrstuhletat (intern) |
Themengebiete: | H Anglistik; Amerikanistik > HL Englische Literatur - 19. Jahrhundert (1770/1800-1890/1900) |
Projekttyp: | Promotionsprojekt |
Projekt-ID: | 1537 |
Publikationen
Liste der Veröffentlichungen auf dem Publikationserver KU.edoc der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt-
Klüsener, Bea:
Konzepte des Bösen in der englischen Erzählliteratur des 19. Jahrhunderts.
Würzburg : Königshausen & Neumann, 2014. - 435 S. - (Epistemata / Reihe Literaturwissenschaft ; 801)
ISBN 978-3-8260-5343-6
(Dissertation, 2014, Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt)
Letzte Änderung: 30. Okt 2023 15:40
URL zu dieser Anzeige: https://fordoc.ku.de/id/eprint/1537/